Eine Pixel-Indieperle auf den Spuren eines großen Vorbilds: Songs of Conquest im Test (2024)

Hexfeld-Schlachten

Strategisches Denken ist auch in den Kämpfen gefragt. Die Hexfeld-Schlachtfelder sind zwar recht überschaubar, bieten jedoch die eine oder andere taktische Möglichkeit. So sind manche Felder höher als andere, was darauf platzierten Fernkämpfern Vorteile bringt. Hindernisse zwingen Nahkämpfer womöglich zu Umwegen oder müssen erst zerstört werden. Schlussendlich kommt es also auch auf eine ausgewogene Zusammenstellung der eigenen Truppen an. Sehr gefallen hat uns, dass die vier spielbaren Fraktionen jeweils sehr unterschiedliche Einheitentypen haben und nicht nur Truppen mit einem anderen Anstrich.

Eine wichtige Rolle spielt in der Schlacht auch der Heldencharakter. Der Hüter steht zwar nicht selbst als Einheit auf dem Feld, greift aber mit seinen mächtigen Zaubern in das Geschehen ein. So wirken wir Schutzzauber, um die eigenen Einheiten zu stärken, platzieren magische Hindernisse auf dem Schlachtfeld oder fügen gegnerischen Einheiten direkten Schaden zu. Welche Zauber wir wirken können, hängt dabei von den zur Verfügung stehenden Essenzen ab. Diese werden unter anderem durch die Truppen in unserer Armee erzeugt. Auch aus diesem Grund ist es von Vorteil, eine vielseitige Streitmacht zu haben, da jeder Truppentyp andere Essenzen erzeugt.

Unser Held hat zudem noch passiven Einfluss auf den Erfolg des Kampfgeschehens. Die Charakterwerte unseres Hüters verbessern nämlich auch die entsprechenden Werte unserer Truppen. So haben wir unter anderem über die Ausrüstung des Anführers direkten Einfluss darauf, welche Einheiten besonders stark sind. Wollen wir vor allem mit Bogenschützen arbeiten, rüsten wir den Helden mit Gegenständen aus, die seine Fernangriffsstärke erhöhen.

Übrigens: Nicht jedes Gefecht muss manuell ausgetragen werden. Vor jedem Kampf haben wir die Wahl, uns alternativ zurückzuziehen oder den Ausgang automatisch berechnen zu lassen. Danach werden uns das Ergebnis und die Verluste beider Seiten angezeigt. Sind wir mit der automatischen Berechnung nicht zufrieden, können wir den Kampf immer noch auf manuelle Weise wiederholen. Ein sehr bequemes System, mit dem wir gerade Kämpfe gegen deutlich unterlegene Gegner beschleunigen können.

Quelle: Lavapotion

Viel zu tun

Für viele Stunden packende Strategie-Herausforderung ist also gesorgt, vor allem da Songs of Conquest auch abseits der vier Kampagnen einiges zu bieten hat. Im Conquest-Mode warten 35 von Hand gebaute Karten unterschiedlichster Größe darauf, gegen verschiedene KI-Gegner gemeistert zu werden. Für noch mehr Herausforderung sorgen zehn sogenannte Challenge-Maps mit speziellen Puzzle-Szenarien. Wem das alles noch nicht reicht, kann auch auf zufällig generierten Karten mit verschiedensten Spielparametern gegen die KI antreten.

Natürlich könnt ihr euch alternativ auch mit anderen Spielern duellieren. Dazu stehen euch die gleichen 35 handgefertigten Karten sowie die zufällig generierten Maps zur Verfügung. Neben dem üblichen Online-Multiplayer verfügt Songs of Conquest auch über einen Modus, den viele junge Spieler vielleicht schon gar nicht mehr kennen: den Hotseat. Dabei kommen mehrere Spieler an einem PC zusammen und führen ihre Runden nacheinander aus. Der Spaß, dem Kumpel bei einer vernichtenden Niederlage direkt ins Gesicht schauen zu können, inklusive.

Auch über den ohnehin schon sehr ordentlichen Umfang hinaus ist dafür gesorgt, dass der Content so schnell nicht zur Neige gehen wird. Direkt im Spiel integriert ist ein Map-Editor, mit dem sich mit einfachen Handgriffen eigene Karten zusammenbauen lassen. Schon jetzt sind über die ebenfalls im Spiel integrierte Sharing-Plattform mod.io zahlreiche Community-Maps abrufbar. Langweilig sollte Fans also nicht so schnell werden.

Quelle: Lavapotion

Schöne Pixel

Gut gefallen hat uns auch die sehr schicke Pixeloptik. Nun ist dieser Grafikstil sicher nicht für jeden etwas. Aber die Entwickler haben sich sehr viel Mühe gegeben, so viel wie möglich aus der optischen Präsentation herauszuholen. Die schick gestalteten Karten sind sehr detailreich und bieten viel Abwechslung, die Sprites der Einheiten sind schick animiert. Die Retro-Optik hat natürlich auch den Vorteil, dass die Hardware-Anforderungen sehr genügsam sind. Ein Dual-Core-Prozessor und eine integrierte Grafikkarte reichen bereits aus. Das Spiel läuft auch erfreulich stabil und fehlerfrei.

So liefern die Entwickler von Lavapotion ein erstklassiges Indie-Spiel, dass es schafft, den Geist des großen Heroes of Might & Magic so gut einzufangen, wie kein anderer Konkurrent das bisher vermochte. Wem spielerischer Tiefgang und Umfang wichtiger sind als grafische Opulenz, bekommt mit Songs of Conquest ein gelungenes Strategiespiel, das für viele Stunden fesseln kann. Und wer weiß, vielleicht ist dies auch der Beginn einer großen Reihe. Denn das erste Heroes of Might & Magic begeisterte auch vornehmlich mit seinen spielerischen Werten.

Songs of Conquest wird von Lavapotion entwickelt und von Coffee Stain Publishing vertrieben. Das Spiel ist auf Steam zum Preis von rund 30 Euro erhältlich. Transparenzhinweis: Für die Erstellung dieser Review wurde eine Version des Spiels von Publisher Focus Interactive zur Verfügung gestellt.