Grünes Kerosin und olivgrüne Waffen (2024)

Wie steht die Branche da?

Die vergangenen Jahre waren ein Auf- und Ab für die Luftfahrtbranche. Als während der Corona-Pandemie zeitweise der Flugverkehr weltweit zum Erliegen kam, spürten das viele Unternehmen. Diese Krise ist überwunden. „Die Luftfahrtbranche hat sich von der Corona-Krise weitgehend erholt. Sowohl der Passagier-, als auch der Frachtverkehr wächst. Das Marktumfeld ist solide bis gut“, sagt Holger Schmidt, Senior Analyst bei der DZ Bank, dieser Redaktion.

Inzwischen wollen wieder viele Menschen reisen, was auch Verbraucher an gestiegenen Ticketpreisen merken. Die Fluggesellschaften versuchen der Nachfrage gerecht zu werden, doch es gebe Engpässe, sagt Schmidt: „Derzeit gibt es eine hohe Nachfrage nach neuen Flugzeugen, die Airbus und Boeing aber nicht ausreichend bedienen können.“

Die beiden Unternehmen dominieren den Markt für zivile Verkehrsflugzeuge. Zuletzt machte vor allem Airbus gute Geschäfte. Denn der US-amerikanische Konkurrent hatte mit Qualitätsmängeln zu kämpfen. Zuletzt verlor ein Jet vom Typ 737 Max im Flug eine Tür. Im vergangenen halben Jahr ist der Aktienkurs des Unternehmens um ein Drittel gefallen.

Insgesamt positiver Trend

Generell ist der Trend aber positiv, was auch die Zahlen des Bundesverbands der Deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie (BDLi) bestätigen. 2023 erwirtschaftete die Branche hierzulande 46 Milliarden Euro, ein Plus von 18 Prozent zum Vorjahr. Die Zahl der Beschäftigten wuchs auf 115.000, zehn Prozent mehr als 2022.

Schwerpunkt der diesjährigen ILA ist das Thema Nachhaltigkeit. Für die Luftfahrtbranche, die für drei Prozent des globalen CO2-Ausstoßes verantwortlich ist, ist das eine riesige Herausforderung.

Bei der ILA werden daher auch umweltfreundliche Innovationen präsentiert. Turbinenhersteller Rolls Royce stellt an seinem Stand das „Ultra-Fan“-Triebwerk vor, das besonders kraftstoffsparend funktionieren soll.

Synthetisches Flugbenzin allein reicht nicht

Auch das Thema grünes Flugzeugbenzin spielt eine Rolle. Dieses soll dazu beitragen, dass die Branche bis 2050 klimaneutral wird. Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) stellt dazu das Testflugzeug Dornier 328 aus. Dieses erreichte immerhin den Messeflughafen mit 100 Prozent synthetischem Kraftstoff.

Analyst Schmidt ist dennoch skeptisch. Natürlich sei es wichtig, dass die Flugbranche klimafreundlicher werde, sagt er. „Es ist aber Augenwischerei, wenn man meint, dies mit synthetischem Flugbenzin allein erreichen zu können.“ Tatsächlich ist die Herstellung noch sehr teuer und überhaupt nur kleine Mengen davon verfügbar. „Aktuell wäre mehr gewonnen, wenn man zügig ältere Flugzeuge durch aktuelle, sparsame Modelle ersetzt“, sagt Schmidt.

Es geht immer auch um Rüstung

Wenngleich die Nachhaltigkeit im Vordergrund stehen soll, ist das Thema Rüstung allgegenwärtig. So ist der größte Einzelaussteller der Messe die Bundeswehr. Einige Unternehmen präsentieren auch Systeme, die in der Ukraine zum Einsatz kommen.

Diehl präsentiert das Flugabwehrsystem Iris-T SLM, die Bundeswehr „Patriot“. Raketenhersteller MBDA präsentiert unter anderem den Marschflugkörper Taurus, über dessen mögliche Lieferung an die Ukraine seit Monaten diskutiert wird. Selbst Rheinmetall, vor allem als Hersteller gepanzerter Fahrzeuge bekannt, ist mit einem eigenen mehrstöckigen Pavillon vertreten.

Die ILA ist traditionell auch eine Besuchermesse. Am Samstag und Sonntag ist sie für die Allgemeinheit geöffnet. Neben den Messeständen und Fachvorträgen kommen viele Besucher vor allem wegen der ausgestellten Hubschrauber und Flugzeuge. Die Airline Emirates hat einen Airbus A380 geschickt, beim Flugprogramm sind ein Eurofighter der Bundeswehr und der neu beschaffte Tarnkappenjet F-35 von Lockheed Martin zu sehen.